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Abspeckblogger - Gemeinsam stark

Montag, 31. Dezember 2012

Gedanken zum Jahreswechsel

Der letzte Tag des Jahres.
Habt ihr schon darüber nachgedacht, was ihr in den vergangenen 12 Monaten geschafft habt?
Mir geht es oft so, dass ich meine Gedanken nur auf das fixiere, was ich nicht erreicht habe - aber das ist doch der komplett falsche Ansatz!

Deshalb meine Top 10:
  1. Ich habe mich selbstständig gemacht
  2. Ich habe meinen ersten festen Kunden gewonnen
  3. Ich stand das erste Mal so richtig für mich und meine Bedürfnisse ein
  4. Ich bin seit 2 Wochen zuckerfrei
  5. Ich habe es geschafft, mir mehr Zeit für mich selber einzuräumen
  6. Ich habe den Papierkrieg auf dem Weg in die Selbstständigkeit gewonnen
  7. Ich habe viele lange Spaziergänge und ein paar kleine Radeltouren absolviert
  8. Ich habe viel Geld für tolle, hochwertige Kleidung ausgegeben - ich bin es mir endlich wert
  9. Ich konnte meine "Kochkünste" weiterhin steigern
  10. Ich habe ungefähr 8 kg abgenommen - obwohl ich gar nicht richtig diätet habe
Wenn ich mir das so durchlese wird mir richtig bewusst, dass ich alles schaffen kann. Ich muss es mir nur zutrauen, ich muss es wagen, ich muss dran bleiben - aber dann klappt es auch.
Zum Abschluss des Jahres möchte ich mich für einen Yogakurs anmelden. Das ist eine neue Herausforderung für mich, denn ich sportel nicht gerne in Gesellschaft anderer Leute ... da fühle ich mich doch sehr unwohl. Aber ich weiß, dass Körper und Seele einen Ausgleich brauchen - den muss ich mir geben.

Ich finde es traurig, wenn wir Dicken uns hinter unserem Übergewicht verstecken. Wie oft habe ich schöne Momente in meinem Leben nicht wahrgenommen oder nicht zu schätzen gewusst, weil in meiner Vorstellung nichts gut sein konnte, weil ich dick bin.
Ich war meine eigene absolutistische Herrscherin: "Entweder schlank oder gar nicht!"

Als ich vor etwa 15 Jahren konfirmiert wurde, wollte ich eigentlich toll gekleidet sein - eigentlich. Doch mit meinen 70 oder 80 kg (oder was ich auch immer gewogen habe) fühlte ich mich so dick, so wertlos, so schlecht. Meine Mutter redete mir zusätzlich ein, dass es in meiner Kleidergröße keine schöne Kleidung gibt und ich glaubte es ihr sofort.
Also gab ich mir mit meinem Konfi-Outfit gar keine Mühe. Ich konnte nichts chices tragen, damit war es dann auch schon egal.
Ich zog mir damals eine selbstgenähte schwarze Hose mit Gummibund an, ein weißes T-Shirt von Fruit of the Loom und ein ausgemustertes Sakko von meinem Vater.
Ich hab mir die Fotos von damals nur 1x angesehen, dann nie wieder. Ich ertrage weder die scheußlichen Klamotten noch den unglücklichen und verunsicherten Ausdruck auf meinem Gesicht.

Und so habe ich es sehr lange gehalten. Erst vor etwa 2 Jahren habe ich angefangen Kleider zu tragen. Mit einem Schlag fühlte ich mich besser, weiblicher, schöner. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich mir auch teurere, hochwertige Kleidung kaufe. Das ging früher gar nicht - schließlich bestand ja die Möglichkeit, dass ich von heut auf morgen 60 kg abnehme und mir die hochpreisigen Klamotten dann nicht mehr passen.
Mittlerweile lebe ich mehr im Heute, weniger im Morgen. Ich will mich jetzt schön und weiblich fühlen, ich will heute Kleidung tragen, die mir schmeichelt, in der ich mich wohl fühle, die nicht wie ein Sack an mir hängt.
Das war ein großer Schritt für mich.

Auch wenn ich jetzt nur über Kleidung geschrieben habe: Das Thema lässt sich in alle Lebensbereiche übertragen. Der Tanzkurs, den ich nicht besuchen kann, weil ich zu dick bin. Die Flugreise, die ich nicht antreten kann, weil ich zu dick bin. Die Disco, die ich nie betreten werde, weil ich zu dick bin. Den Job, für den ich mich nicht bewerben kann, weil ich zu dick bin. Die Liste lässt sich unendlich fortsetzen.

All diese Denkmuster reißen langsam auf.
Ich bin selbstständig - obwohl ich dick bin. Ich habe schnell einen festen Kunden gefunden, der zufrieden mit mir ist - obwohl ich dick bin. Ich kann offen und herzlich auf Menschen zugehen - obwohl ich dick bin.

Im Leben gibt es keine Grenzen - außer jene, die wir uns selber auferlegen.

Mit diesen Worten möchte ich mich für 2012 von euch verabschieden. Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Samstag, 29. Dezember 2012

Weihnachten? Überstanden!

Eines muss ich sagen: Ich bin doch ziemlich stolz auf mich.
Weihnachten ließ sich irgendwie bewältigen.
Wir verbrachten Heilig Abend zusammen mit der Schwester meines Freundes, ihrem Mann und deren zwei Mädels bei den Schwiegereltern in Spe.
Schwiegermama sorgte für eine klare Suppe mit Einlage als Vorspeise, für den Entenbraten und Blaukraut. Schwester und Schwager meines Schatzes stifteten Kartoffelknödel und Spätzle und "wir" (also ich) waren für das Dessert zuständig.
Das ist nicht unbedingt der Gang, den ich bevorzugt zubereite, in diesem Fall war es mir dann aber doch sehr recht. Das Dessert musste unbedingt ohne Milch auskommen (ich bin mit einer Laktoseintoleranz gesegnet) und natürlich durfte auch kein Zucker zugesetzt werden.
Jetzt macht mal ein milchfreies Dessert OHNE Zucker...
Nach ein paar Überlegungen bin ich auf Bratäpfel gekommen.
Ich habe für jede Personen einen Apfel geplant und mich für die Sorte Boskop entschieden. Die Äpfel wurden nicht geschält, dafür aber ordentlich gewaschen und anschließend mit dem entsprechenden Werkzeug von ihrem Kerngehäuse befreit.
Gefüllt habe ich sie mit einer Masse aus Butter, gehackten Nüssen, Vanille, Kardamon und etwas Zimt.
Ich konnte die Bratäpfel daheim wunderbar vorbereiten und musste sie bei der Schwiegermama nur noch eine halbe Stunde vor dem Servieren in den vorgeheizten Backofen schieben (bei Umluft ca. 170°C).
Alle "normalen Esser" haben noch Vanilleeis bekommen, für mich gab's nur den Apfel. Es war richtig lecker und ich war richtig glücklich, dass die Kinder das Obst verschmähten und nur Eis essen wollten, denn so konnte ich noch eine halbe Portion abstauben.
Gestern habe ich wieder zwei Boskop in den Einkaufswagen gelegt, denn dieses Dessert wird es definitiv bald wieder geben.

Am 1. Weihnachtsfeiertag waren Schatz und ich meine Familie besuchen. Es gab diverse Fleischsorten zur Auswahl (Ente, Schweinebraten, Kassler), mehrere Salate, Knödel, Blaukraut und Gemüse. Es war so viel Essen, dass ich weder das Dessert vermisste, noch den Wunsch verspürte, in die Keksdose zu fallen.

Nachdem wir uns von meiner Familie verabschiedet hatten, fuhren wir mit unserem vollbepackten Auto nach Slowenien. Dort leben einige Verwandte meines Freundes, die wir gerne besuchen wollten. Auch dort bin ich zuckerfrei über die Runden gekommen, auch wenn ich wirklich zig Mal sagen musste, dass ich wirklich und ganz echt nix Süßes möchte. Auch kein Eis, auch keine Kekse, auch keinen Obstsalat, einfach gar nichts. Manchmal stand ich kurz davor, ein schlechtes Gewissen zu entwickeln oder mich als unhöflich wahrzunehmen, aber es bringt nunmal nichts. Niemandem ist geholfen, wenn ich mir wieder Süßkram in den Mund stecke.

Insgesamt waren die letzten Tage nicht so einfach für mich. Es war zwar durchaus machbar, aber es gab einfach Momente, in denen ich an meine Grenzen stieß.
So haben wir Unmengen von Pralinen und Schokolade geschenkt bekommen. Das hat mir total weh getan. Das sind Geschenke, mit denen ich nun nichts anfangen kann. Manchmal wünschte ich mir, die Leute würden sinnvollere Dinge verschenken, zum Beispiel schöne Tees, Kräutermischungen, oder Ähnliches. Aber auf der anderen Seite sind wir auch nicht besser. Wir haben zig Schachteln Pralinen für Slowenien eingekauft und sogar einen Teil unserer Geschenke weitergegeben (sollte man vielleicht gar nicht so klar und deutlich schreiben ... aber so ist es halt).

So richtig zu schaffen gemacht hat mir das merkwürde Gefühl, das ich schon im letzten Beitrag beschrieben habe. Ich war in den letzten Tagen ständig begleitet von leichten Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und einer Benommenheit. Ich habe mich jeden Abend ins Bett gelegt und so sehr gehofft, dass es mir in der Früh endlich wieder besser geht. Nach dem Aufwachen hätte ich heulen können, denn das Unwohlsein verschwand einfach nicht. Das hat mir auch ein bisschen den Urlaub in Slowenien vermiest, weil ich gar nicht so viele Leute besuchen und überhaupt nicht so viel unternehmen wollte, wie ursprünglich geplant war. Ich bin froh, dass mein Freund wirklich verständnisvoll ist und mich gemäß meiner Empfindungen handeln lässt.
Manchmal fragte ich mich ganz ernsthaft, wie lange ich das noch durchstehen will, wann ich wieder zum Zucker greifen werde, nur damit ich mich endlich wieder besser fühle. Aber ich wollte so schnell nicht aufgeben und habe es stattdessen mit einer gesünderen Ernährung versucht. Mehr Obst, mehr Gemüse, mehr Vollkorn, Pumpernickl statt Weißmehlbackwaren.
Heute ist der erste Tag, an dem es mir etwas besser geht und ich mich wieder klarer fühle. Ich weiß natürlich nicht, ob's an der Ernährung oder am bald überstandenen körperlichen Entzug liegt.
Ich hoffe nur, dass es weiterhin bergauf geht.


Hier noch ein Foto vom "Bratapfel-Probebraten". Bei dieser Variante habe ich die Äpfel geschält, mit Eiweiß bestrichen und dann in gehackten Mandeln gewälzt. Das Ergebnis war lecker, mir persönlich aber doch zu nussig.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Versuchungen & Veränderungen

Heute ist mein 6. Tag ohne Zucker.
Und das, obwohl ich in den letzten Tagen Stress hatte, lange arbeiten musste und mich der alljährliche Weihnachtswahnsinn gepackt hat. Das waren bisher immer die Momente, in denen ich mir Schokolade, Kekse oder Gummibärchen reingepfiffen habe, um mich zu beruhigen.
Es gibt hin und wieder Phasen, in denen es in den Fingern juckt. Aber dann reicht der Gedanke: "Ne, du isst doch keinen Zucker mehr." und dann passt das wieder.

Gestern Abend hingegen hatte ich etwas größeren Druck. Eine liebe Freundin, die ich nur ein paar Mal im Jahr sehen kann, hat uns besucht und ich wollte standesgemäß auffahren. Also habe ich 1 kg Gänsebrust gekauft (zuvor noch nie zubereitet) und wollte dazu eine Gemüsebeilage machen sowie Kartoffelknödeln.
Für die Gänsebrust habe ich auf Chefkoch ein Rezept mit wahnsinnig guter Bewertung gefunden und war mir meiner Sache sicher.
Bei den Knödeln konnte ich leider mein bewährtes und sehr gutes Rezept nicht auftreiben und habe mich deswegen für die Version aus einem meiner Kochbücher entschieden. Dumm nur: Ich hab dieses Rezept zuvor noch nie gemacht.
Ende vom Lied: Die Knödel wollten auch nach 40 Minuten im Dampfgarer nicht die gewohnte Konsistenz annehmen und die Gans wurde sowas von trocken, dass mir wirklich das Herz blutete.
Mann und Gast haben trotzdem fröhlich reingeschlagen und versuchten mich davon zu überzeugen, dass die Sachen trotz der "Punktabzüge" toll schmecken ... aber ich war einfach nur enttäuscht.
Ja ich weiß, ich bin viel zu perfektionistisch. Ich muss mich vom Gedanken lösen, dass alles immer gelingen muss. Da hätte ich einfach etwas kochen müssen, was ich schon mehrmals zubereitet habe.
Auf jeden Fall hat mich das Essen zwar satt gemacht, aber halt nicht befriedigt. Ich konnte so richtig fühlen, wie in mir der Essdruck aufsteigt, wie alles in mir jetzt sofort an den Süßigkeitenschrank will, damit ich mir die fehlende Befriedigung durch Zucker holen kann.
Ich habe es nicht getan. Ich bin mir selbst dankbar dafür.

Ansonsten merke ich auch körperliche Veränderungen, die der "Entzug" mit sich bringt.
So nehme ich zum Beispiel auf einmal meinen Hunger viel, viel deutlicher wahr und er ist auch sehr viel stärker als zu Zuckerzeiten. Wenn ich dann nicht relativ schnell an Essen komme, werde ich recht unleidig und fühle mich etwas benommen und schwindelig. Das Schwindelgefühl verschwindet auch erst nach einer relativ großen Portion.
Aber ich denke, dass sich mein Körper nun einfach an einen Zustand ohne Zucker gewöhnen muss und der Schwindel in ein paar Wochen verschwinden wird (zumindest hoffe ich das ganz arg).

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Tag 2 und Lektüre

Heute ist der zweite zuckerfreie Tag angebrochen. Das heißt: Ich habe den gestrigen Tag überstanden! Juhu!
Nein, es war gar nicht so schlimm, wie ich's jetzt hinstelle. Es ging mir eigentlich recht gut.
Aber da sind halt zwischendrin immer wieder diese kleinen Angewohnheiten... dieser Gedanke "Was nasch ich denn jetzt?" nach dem Mittagessen, das Jucken in den Fingern, wenn ich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa sitze ... all das. Manchmal kommt in mir auch echte Wehmut hoch. Dann fällt mir zum Beispiel ein, dass ich keinen Kaiserschmarrn und keine Pfannkuchen mehr essen kann, dass die Faschingskrapfen wegfallen, ich an Ostern in Slowenien keine Potica essen kann. Das macht mich sehr traurig, denn bisher war das Essen - und eben vor allem der Süßkram - das, was meinem Leben einen Rahmen gegeben hat.
Vielleicht sollte ich irgendwo im Wald einen Schokonikolaus (natürlich ohne Aluverpackung) vergraben. Als Sinnbild dafür, dass ich meine Zuckersucht zu Grabe trag, beerdige. Dann hätte ich auch einen Ort, an dem ich um sie trauern kann.
Irgendwie klingt das ganz schön krank, hm?
Aber es ist nunmal wie es ist und ich will so offen wie möglich damit umgehen.

Gestern kam meine "Selbsthilfe-Lektüre" an. Ich habe mir das Buch "Frei von Zuckersucht" von Ruth Alice Kosnick bestellt, weil ich einige gute Meinungen darüber gelesen habe.
Das Buch gliedert sich in 10 Schritte, die durch das Programm führen. Jede Woche ist ein Schritt dran, es gibt Aufgaben, die es zu bearbeiten gilt und überhaupt wird empfohlen ganz, ganz viel zu schreiben. Mindestens 3 Din A4-Seiten pro Tag. Einfach alles aufschreiben, was einem so im Kopf umherspukt, egal wie zusammenhangslos es ist.
Bisher gefällt mir das Buch sehr gut. Manchmal fühlt es sich an, als ob Frau Kosnick über mich persönlich schreiben würde, so sehr erkenne ich mich darin wieder. Ihr Schreibstil ist so ehrlich und direkt, wie er es für einen Selbsthilferatgeber zum Suchtausstieg sein muss. Kein Gelulle, kein Geplänkel, einfach nur die Wahrheit ... auch wenn sie manchmal hart ist.
Im Moment ist es noch ganz schön viel Input auf einmal. Allerdings werde ich das Buch nicht in einem Rutsch lesen, sondern mir eben Woche für Woche einen Schritt nach dem anderen zu Gemüte führen. Ich werde die einzelnen Stufen wohl auch mehrmals durchlesen müssen, bis ich alles richtig verinnerlicht habe.

Etwas kritisch denke ich aktuell über meine Waage nach.
Sollte ich mich wirklich wiegen?
Hier geht es gerade gar nicht so vordergründig um eine Abnahme, die wäre ein positiver Nebeneffekt. Vielleicht setze ich mich wieder viel zu sehr unter Druck, wenn ich mein Gewicht kontrolliere.
Was ist, wenn die Pfunde nicht schmelzen wollen? Das zieht doch nur runter und verleitet dazu zu sagen: "Ach, das bringt doch auch nichts. Warum sollte ich auf Zucker verzichten, wenn ich noch nicht einmal abnehme?!"
Das könnte eine ganz böse Falle sein.
Also wandert die Waage vielleicht noch heute in den Keller.
Wieder etwas, das mir weh tut.
So viele Trennungen... und das so kurz vor Weihnachten.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Kein Zucker für Zuckerina - der Entschluss steht fest

Ich bin zu dick.
Damit meine ich nicht dieses "Oh-je,-ich-bin-zu-dick-Gejammere" irgendwelcher Damen, die damit nur nach positiver Bestätigung gieren und keine Diät nötig haben, weil sie schlicht und ergreifend schlank sind.
Es ist auch kein "Oh-je,-ich-bin-zu-dick-Gejammere" irgendwelcher Damen, die statt Kleidergröße 40 lieber Größe 36 tragen möchten.
Ganz ehrlich? Das sind Luxusprobleme für mich.
Ich schleppe - nach heutiger Gewichtskontrolle - 108,2 kg mit mir herum. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn ich 1,90 m groß wäre, aber bei mir stoppte das Wachstum eben bei 1,63 m.
Vor ein paar Jahren wog ich sogar 123 kg. Da will ich nie wieder hin.

Ich bin keine der Trash-TV-Dicken.
Ich habe einen Job, in dem ich gut bin, Leute mögen mich, sie finden mich nett, lustig, clever. Ich lebe in einer festen Beziehung mit einem schlanken Mann, der mich liebt wie ich bin und auch nicht dem Trash-TV-Klischee entspricht. Zusammen wohnen wir in einer schönen, sauberen Wohnung, besitzen Designer-Möbel, zwei Autos und können uns über unseren Lebensstandard generell nicht beschweren.

Warum ich überhaupt dick bin, wenn ich doch so ein tolles Leben habe?

Da muss ich doch in die Klischee-Kiste greifen: Nicht immer einfache Kindheit, psychische und physische Gewalt, Alkoholmissbrauch, ich wurde von von Familienangehörigen gemobbt, in der Schule dann auch von Klassenkameraden.
Dazu kam ein zwiespältiges Verhältnis zu Essen. Auf der einen Seite wurde ich fast schon mit fetten und süßen Sachen gemästet, auf der anderen musste ich mir bereits als kleines Kind anhören, dass ich zu dick bin und abnehmen soll.
Mit 11 begann ich als lediglich molliges Mädchen meine erste Diät, mit 17 wog ich über 100 kg.
Jede Diät brachte die Hoffnung mit sich, endlich schlank und somit auch akzeptiert und gemocht zu werden. In Wahrheit brachte jede Diät nur noch mehr Pfunde und ein gebrochenes Selbstwertgefühl mit sich.

Heute bin ich 28 und habe die Nase voll von diesem Zirkus.
Ich habe in all den Jahren erkannt, dass ich hauptsächlich Probleme mit dem Zuckerkonsum habe.
Ein süßes Teilchen gefuttert, kann ich mich nur schwer halten und inhaliere alle anderen süßen Teilchen auch.

Die "Gelehrten" streiten sich wohl noch darüber, ob es sowas wie Zuckersucht überhaupt gibt.
Ich hingegen bin mir zu 100% sicher, dass ich an ihr leide.

Ein Beispiel: Ich habe vor 6 Jahren ein halbes Jahr Metabolic Balance durchgezogen.
In der Zeit war ich (fast schon besessen) konsequent, habe mich streng an den Plan gehalten und keinerlei Zucker (außer dem, der sich in Obst befindet) zu mir genommen.
Es ging mir SO gut. Ich schwamm auf einem Gute-Laune-Hoch, fühlte mich so wohl und fit wie noch nie und glaubte fest daran, immer so leben zu können. Die 30 abgenommenen Kilo machten alles noch viel besser.
Dann war ich eines Abends bei einer Freundin eingeladen und sie servierte Apfelkuchen.
"Ach, das eine Stück Kuchen geht schon", dachte ich mir. Schließlich war ich so lange "brav" bewesen, hatte schon so viel erreicht - da konnte ich mir auf mal etwas gönnen.
Ich aß ein Stück, ich aß ein zweites Stück. Ich fuhr heim, aß eine Schachtel Pralinen, die ich seit Monaten im Schrank gelagert hatte.
Am nächsten Tag fuhr ich nach der Arbeit zum Supermarkt, kaufte mir Schokolade und mehrere Packungen Kekse, fuhr schnell heim, packte mich ins Bett, knipste den Fernseher an und aß ALLES auf.
Es war kein bewusstes Essen, kein Genießen. Das ist es nie.
Es ist immer nur ein Inhalieren, ein Betäuben, ein sich selbst Benebeln, ein Flüchten.

Ich konnte auch machen was ich wollte, ich hatte ab da keine Kontrolle mehr über mich. Ich wusste genau, dass ich das nicht machen sollte, dass es mir meine abgenommenen Pfunde schnell wieder zurückbringen würde - aber ich konnte mich nicht stoppen, ich war komplett fremdgesteuert.

Und so fremdgesteuert bin ich oft. Meistens am Abend, wenn Stress und Anspannung des Tages von mir abfallen. Dann laufe ich wie ein Roboter in die Küche und suche in Trance nach Süßkram.

Für mich ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Mein ganzes Leben beschäftige ich mich nur mit Diäten, Essen, Abnehmen, Süßigkeiten ... mit Lebensqualität hat das nicht mehr viel zu tun.

Ich brauche den Ausstieg vom Zucker, und zwar komplett.
So wie sich ein Alkoholiker vom Alkohol fern halten muss, muss ich mich vom Zucker fern halten.

Das klingt jetzt bestimmt irre stark und selbstbewusst, aber in Wirklichkeit habe ich riesige Angst vor der ganzen Anti-Zucker-Geschichte.
Gestern ist es mir so richtig bewusst geworden und da bin ich in Panik gleich an den Süßigkeitenschrank gerannt. Am Abend gab's dann noch eine Ladung Vanillekipferl ... irgendwie als Trost ... weil es bald keine mehr geben wird.
Deshalb weiß ich auch, dass ich damit JETZT und HEUTE anfangen muss, nicht erst nach Weihnachten oder etwa im neuen Jahr - auch wenn das etwas einfacher wäre. Aber ich kann nicht noch zwei Wochen mit der Gewissheit leben, dass ich bald komplett auf Zucker verzichten werde. In den zwei Wochen würde ich mich bis zum geht nicht mehr vollstopfen. Also heute.

Was mache ich, wenn mir an den Feiertagen doch ein Plätzchen in den Mund hüpft?
Damit leben. Mich nicht dafür hassen. Es genießen.
Die Welt geht nicht unter. Und ein Plätzchen ist nicht so schlimm wie 200 Plätzchen über 2 Wochen hinweg.