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Abspeckblogger - Gemeinsam stark

Montag, 18. März 2013

3 Monate zuckerfrei


Heute ist der 18. März 2013.
Für die meisten Menschen dürfte das ein ganz normaler Tag sein. Für manche vielleicht sogar ein verhasster Tag - typisch Montag eben.
Beim Blick aus dem Fenster könnte man in Tränen ausbrechen. Keine Sonne, wenig Licht, der Münchner Norden liegt Grau in Grau vor mir, Nebelschwaden ziehen über die Felder.

Und trotzdem: Heute ist mein Tag, denn ich bin seit drei Monaten zuckerfrei.
Was ich noch Mitte Dezember für unmöglich gehalten habe, hat sich so wunderbar in mein Leben integriert, dass feststeht: Ich höre jetzt nicht auf.

Im Buch "Frei von Zuckersucht", das mir gerade in den ersten Wochen sehr geholfen hat, wird zum Schließen eines Vertrages mit sich selbst geraten. Mein Vertrag ist heute ausgelaufen - wird aber wieder um drei Monate verlängert.
Irgendwie hilft so ein Wisch Papier in unsicheren Momenten sehr. Wer will schon einen Vertrag brechen? Und wenn er nur mit einem selbst geschlossen wurde!

Was hat sich in der Zeit verändert?


Vor dem 18.12.2013 bestand mein Leben zu einem großen Teil aus Essen und Diäten. Wenn ich keine Diät machte, fraß ich ohne Maß und Sättigungsgefühl. Ich fühlte mich wie in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Noch im Bett war einer meiner ersten Gedanken: "Heute isst du nicht so viel. Heute fängst du an, dein Leben zu ändern. Ab heute hälst du wieder eisern Diät."
Meistens waren all diese Vorsätze schon zum Mittagessen verflogen und ich interessierte mich wieder nur für Nahrung.
Nach dem Essen war für mich vor dem Essen.
Keine 10 Minuten nach einer Mahlzeit dachte ich darüber nach, was ich als nächstes zur mir nehmen und wann ich es essen könnte.
Die Abende verliefen nach dem immer gleichen Muster: Ich schlang mein Abendessen runter, begab mich auf's Sofa, redete mir ein, dass ich heute nichts mehr naschen würde, wurde nach 15 Minuten zappelig und rannte dann doch wieder in die Küche, um mir eine Schüssel mit Süßigkeiten zu füllen, die anschließend auf dem Sofa inhaliert wurde.
Dann fühlte ich mich schlecht, redete mir ein, der weltgrößte Versager zu sein und beschwichtigte mich gleich wieder damit, dass ich ab morgen doch alles ändern könnte.
Meine Hosen in Größe 50 zwickten, ich sah aber überhaupt nicht ein, Größe 52 zu kaufen.
Psychisch ging es mir oft schlecht. Die ewigen Gedanken rund um das Gewicht legten mich lahm. Ich spielte mehrmals mit dem Gedanken, mich in eine psychosomatische Klinik, spezialisiert auf Menschen mit Binge Eating Disorder, zu begeben. Ich stand bereits mit einer Beratungsstelle in Kontakt.

Heute geht es mir viel besser.
Mein Leben dreht sich nicht mehr ununterbrochen um Nahrung, ich habe zu dem Thema ein viel natürlicheres und entspannteres Verhältnis entwickelt.
Ich höre nun meistens auf zu essen, wenn ich satt bin. Ich esse in der Regel nur noch dann, wenn ich wirklich hungrig bin. Ich esse nicht mehr auf "Vorrat".
Manchmal vergesse ich Mahlzeiten und merke erst um 15 Uhr, dass der Hunger an mir nagt. Dann gebe ich mich aber auch mit Kleinigkeiten zufrieden, die mir damals nie und nimmer gut genug gewesen wären.
Süßigkeiten fehlen mir nur ganz selten. Ich kann mich natürlich noch immer an das wohlige Gefühl erinnern, das sie in mir ausgelöst haben. Aber dieses Gefühl ist nichts im Gegensatz zu all der Lebensqualität, die ich jetzt gewonnen habe.
Ich esse noch lange nicht so vollwertig, wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich esse manchmal Pizza, manchmal Schweinsbraten mit Knödel, manchmal Sushi. Ab und zu denke ich mir: "So kannst du doch nie und nimmer an Gewicht verlieren" - und bin dann ganz überrascht, wenn die Waage doch wieder weniger anzeigt.
Ich habe abgenommen. Von 108,2 auf 103,1 kg in 3 Monaten, das sind 5,1 kg.
Ich bin natürlich immer noch stark übergewichtig, aber ich bin von Adipositas Grad III in die Kategorie Adipositas Grad II gerutscht. Auch das ist immer noch schlimm - aber die Tendenz stimmt. Alles weitere bringt nun der Faktor Zeit mit sich.
Meine Hosen in Größe 50 rutschen, meine Oberteile spannen nicht mehr am Bauch. Ich habe Lust, neue Kleidungsstile auszuprobieren.
Eine psychosomatische Klinik halte ich nicht mehr für notwendig. Ich habe keine Essanfälle mehr, fühle mich von der BED geheilt - wenn sowas möglich ist. Natürlich kompensiere ich mal was mit Essen - aber das sind meist ein paar Nüsse und dann ist gut. Ich stopfe mir nicht mehr eine ganze Prinzenrolle rein, um mich besser zu fühlen.

Mein altes Leben fühlt sich so weit weg an, und doch kann der Rückfall hinter einem einzigen Bissen lauern. Ich weiß, dass ich weiterhin abstinent bleiben MUSS, dass es für mich mit Zucker und Süßigkeiten einfach nicht geht.

Auf die nächsten drei Monate ohne Zucker!

Nachtrag

Ich hab gerade noch eine alte Tabelle namens "Abnahmeprotokoll" gefunden. Sie enthält nur einen einzigen Datensatz und der ist vom 24.03.2012 - also fast ein Jahr alt.
Diese Datei enthält mein damaliges Gewicht, Fettanteil sowie meine Maße. Heute habe ich sie das erste Mal ergänzt:
24.03.2012 18.03.2013 reduziert um
Gewicht 114,2 kg 103,1 kg 11,1 kg
Körperfett 46 % 33 % 13 %
Taille 107 cm 103 cm 4 cm
Hüfte 138 cm 127 cm 11 cm (!!!)
Brust 114 cm 112 cn 2 cm
Oberschenkel 76 cm 74 cm 2 cm
Oberarm 40 cm 37 cm 3 cm
Man muss natürlich bedenken, dass ich heute nicht mehr exakt weiß, wo ich vor einem Jahr gemessen habe - daher ist das alles nicht soooo überpenibel zu sehen.
Trotzdem: 11 cm an der Hüfte (naja, genauer gesagt an der Fettschürze), das ist selbst mit einem gewissen Spielraum ein krasses Ergebnis!
Bei Körperfettwaagen bin ich eher skeptisch, deshalb leg ich nicht so viel Wert auf diese Zahlen.
Wie auch immer: Die Tabelle spricht für sich!

5 Kommentare:

Ich ziehe meinen Hut vor dir und wünsche dir viel Durchhaltevermögen, deinen neuen Lebensstil weiterführen zu können.

Das ist richtig toll, wie Du das machst. Und der Erfolg gibt Dir recht. Im Grunde ist es eine Lebens Umstellung, nicht nur eine Umstellung der Ernährung. Ich frei mich mit Dir, dass es Dir so gut damit geht und wünsche Dir, dass Du dauerhaft Deinen Weg gefunden hast. Ich bin leider noch nicht an diesem Punkt angekommen.

Toll!!
Ich bin gerade in das Zuckersuchtprogramm gestartet und muss sagen, dass es unheimlich gut tut hier in deinem Blog zu lesen und von den Erfahrungen einer "Betroffenen" zu lernen.
Vielen Dank dafür :-)

@ Chunky:
Ich dank dir für deine lieben Worte!
Ich würde dir so gerne sagen: Verzichte wie ich auf Zucker und werde glücklich. Aber so einfach ist es leider nicht. Es gibt kein Patentrezept, jeder Mensch hat seine individuellen Probleme, seinen eigenen "Kasus Knacktus", den er aufdecken und bearbeiten muss.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du deinen Weg finden wirst!

@ Sarah:
Oh, das freut mich sehr!
Ich gratuliere dir zu deinem Start in ein (womöglich) neues Leben und wünsche dir alles Gute dafür! Lass dich von den ersten Wochen nicht einkriegen! Wenn der Entzug überstanden ist, ist's wirklich fabelhaft.
Du kannst mich gerne kontaktieren, wenn du Fragen oder Probleme hast oder einfach über das Leben rund um den Zuckerentzug reden magst.

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